Ick werd noch wat machen mit meim Leben

Administrator (hwagner) on 02.08.2015

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(Laut) „Ick werd noch wat machen mit meim Leben“ sagt Schustergeselle Voigt im Film „Der Hauptmann von Köpenick“. Sie Gottesdienstbesucher haben Schuhe an. Unsere Täuflinge, meine liebe Exkonfirmandin Elisabeth haben Schuhe an - sind gut beschuht. Bei einer Taufe trägt man schöne Kleidung, gute Schuhe. Das wusste auch Willem Voigt vor hundert Jahren. Als Gefangener hatte der im Leben lange Benachteiligte Fußmatten geflochten. Aus dem Gefängnis entlassen zieht er im Film im Berliner Dialekt traurig folgende Zwischenbilanz seines oft so gescheiterten Lebens: „Und denn, denn stehste vor Jott, dem Vater, ... vor dem stehste denn, und der fracht dir, ins Jesichte: Willem Voigt, wat hast jemacht mit deine Leben. Und da muss ick sajen: Fußmatte muß ick sajen, die hab ick jeflochten in Jefängnis, und denn sind se alle druff rumjetrampelt, muss ick sajen ... Det sachste vor Jott Mensch. Aber der sacht zu dir: Jeh weck, sacht er! Ausweisung! Sacht er! Dafür hab ick dir det Leben nich jeschenkt! Sacht er: Det biste mir schuldig. Wo is et? Wat haste mit jemacht? ... So knickerig werd ich nich vor mein Schöpfer treten. Ick werd noch wat machen mit meim Leben.“ Das sagt Willem Voigt im Film „Hauptmann von Köpenick.

„Ick werd noch wat machen mit meim Leben.“ Darum geht s im Leben unserer Täuflinge, in unserem Leben, im von Frau Klauer gelesenen.

„Ick werd noch wat machen mit meim Leben.“, hätte Jesus sagen können (Hand ausfahren), als er den ihn umgebenden Menschen das Gleichnis erzählte. Es enthält eine Beispielgeschichte. Darin vertraut ein Herr vor seiner Abreise 3 Dienern sein Vermögen zwecks dessen Vermehrung an. Nach seiner Rückkehr beurteilt er ihren Erfolg. 2 Diener verdoppelten sein Vermögen. Sie beschenkt er reich. Einer hat aus Angst vorm Herrn verklemmt den ihm überlassenen Vermögensanteil vergraben, nichts daraus gemacht. Den schmeißt der Herr raus.

Das Gleichnis gehört zur Sammlung der Reich-Gottes-Gleichnisse. Darin geht’s darum, wie das Reich Gottes sein wird. Es ist das wunderbare Heilsreich. Es ist das 2. Paradies.

Unser Gleichnis findet sich im Matthäus- und Lukasevangelium. Am Anfang der Variante des Lukasevangeliums wird deutlich, dass Jesus das Gleichnis vor seiner Ankunft in Jerusalem erzählt. Er ist der Herr, den Lukas als König bezeichnet. Er verreist bald. Gemeint ist, dass er bald gekreuzigt wird. Die Diener im Gleichnis sind Jesu Zuhörer – also auch wir. Im Gleichnis gibt der Herr den Dienern Zentner Silbergeld. Uns gibt er andere tolle Gaben. Jeder von uns hat viele Fähigkeiten. Suchen Sie immer wieder in sich nach Ihren Fähigkeiten. Lassen Sie die erblühen. Machen Sie sich stark. Das will Jesus. Wir sind gute Diener Gottes, nutzen wir unsere guten Talente zum Wohle der Menschen - dankbar gegenüber ihnen und Gott. Solchen Dienern sagt er: Wer viel hat, dem wird noch mehr gegeben. Das meint: Wer seine Talente erkundet und fördert, spürt, wie er wächst. Ein Beispiel dafür: Viktor Neufeld gibt Malschulen. Da kann mancher ein verborgenes Talent entdecken. Da kann er es fördern, Da kann er wachsen. Das meint: Wer viel hat, dem wird noch mehr gegeben.

Oft tun wir aber aus Alltagszwängen heraus uns nicht liegende Dinge. Damit fördern wir unsere Unfähigkeiten. Damit fördern wir unsere Ängste und Frustrationen. Die Schaden unserem Mut Fähigkeiten aufblühen zu lassen. Ein Beispiel dafür: Zunächst stand ich in Latein 1 – später 4-5. Als ich schlecht stand, band Latein viel Kraft von mir, die ich hätte sinnvoll zur Entfaltung meiner Fähigkeiten in anderen Fächern hätte nutzen können. Mein Einsatz für Latein, für das meine Fähigkeiten begrenzt waren, behinderte mein Aufblühen meiner Talente in anderen Fächern. Das will Gott nicht.

Aber das passiert immer wieder. Unter der Last des Alltags lassen wir manche Talente, manche gute Gaben verkümmern. Zum Zeichen dessen vergräbt ein Diener seinen Zentner Silbergeld, also gute Gaben. Vergraben, vergessen, verdrängt sind unsere guten Seiten unnütz. Deshalb sagte eine Dame mir sinngemäß: „Ich war Tänzerin – klasse im Ballett. Als ich heiratete, gab ich das auf. Heute kann ich damit nicht mehr anfangen. Mein Talent zum Ballett ist jetzt zu tief vergraben, zu sehr verfault“. Überlegen Sie zu Ihrem Wohl, welche Fähigkeiten, auch schlummernde Fähigkeiten, Sie nicht verschüttet sondern aufleben sehen möchten.

Denn einst wird Jesus als Richter auf diese Welt wiederkommen. Dann wird er den Hauptmann von Köpenick und uns fragen: Hast du deine Zentner Silbergeld, deine dir von Gott geschenkten guten Gaben, dein Fähigkeiten ausgebuddelt und für dich und andere aufblühen lassen? Hast du also im Sinne Gottes gelebt? Oder hast du als Couch potato, als Stubenhocker unsportlich immer dicker werdend vor dem Fernseher versauernd deine Talente vergraben und verkümmern lassen? Wer das tut darf gemäß dem Gleichnis mit Heulen und Zähneknirschen Gottes Verurteilung im großen Weltgericht, am jüngsten Tag erwarten. Mit Heulen und Zähneknirschen endet das Gleichnis – und wir ohne den erlösenden Gott auch.

Gleich singen wir „Großer Gott, wir loben dich“. Gleich feiern wir im Abendmahl Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott. Dabei nehmen wir Brot und Wein, Leib und Blut Christi in uns auf. Denn der lebendige Gott will in uns leben will und unser Aufleben. Deshalb sind wir Christen nicht am Ende, auch wenn wir wie Schustergeselle Voigt mal ganz down sind. So wie die Täuflinge am Lebensanfang stehen, die Liebe ihrer Mütter, Väter in sich aufsaugen und dadurch gestärkt ihre Fähigkeiten sich entfalten, so dürfen wir die Liebe unseres Vaters im Himmel in uns aufsaugen, damit unsere Fähigkeiten erblühen. Dabei erkennen wir auch, was wir nicht können und nicht immer weiter versuchen sollten zu tun. Das befreit. Ja, ich bin unfertig. Und Sie sind das auch. Und wir können zu unseren Macken und Unfähigkeiten stehen, da wir einen gnädigen Gott haben. Der will uns nicht verdammen wie den letzten Diener im Gleichnis. Er will, dass wir hier aufleben bis in sein ewiges Heilsreich hinein. Wunderbar, dass der befreiende, lebendige Jesus auch in dem ausgewiesenen Schuster Voigt und in den heute Ausgewiesenen leben kann, sie zum Aufblühen bringen kann, ihnen sagen kann: „Ick werd noch wat machen mit meim Leben“ in dir und für dich. Auf Gottes Zusage in seinem Leben in uns was gutes zu machen, dürfen wir freudig kraftvoll mit dem Hauptmann von Köpenick antworten: „Ick werd noch wat machen mit meim Leben“. Tun wir’s – Amen.

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